In diesem Beitrag möchte ich den Mehrwert einer Prognose zum Steuern der Produktqualität (Q-Prognose) in der Produktentwicklung vorstellen. Es hat mich immer wieder überrascht, wie viele Unternehmen keine Q-Prognose für ihre Produkte in der Entwicklung verwenden. Es verwundert um so mehr, da bekanntlich der Einfluss auf die Produktqualität in der Entwicklung am höchsten ist und danach exponentiell abnimmt. Ohne Q-Prognose sind sie in der Entwicklung blind und haben nach dem Produktionsstart nur noch begrenzte Möglichkeiten die Produktqualität zu verbessern.
Warum Q-Prognose in der Produktentwicklung? was bringt das?
- Stellt sicher, dass die Produkteigenschaft Qualität „gleichberechtigt“ mit weiteren Produkteigenschaften (Funktion, Geometrie, Kosten, Termine, Gewicht, …) im Einklang bewertet und entwickelt wird.
- Gibt zu jeden Zeitpunkt in der Entwicklung Auskunft, wie stark der aktuelle Entwicklungsstand des Produktes von den Q-Zielwerten abweicht.
- Der Aufwand Fehler des Produktes zu beseitigen ist in der Entwicklung am geringsten und steigt über den Lebenszyklus des Produktes exponentiell an.
- Stellt sicher, dass die Q-Ziele des Produktes bereits im Produktionsanlauf erreicht werden.
- Präzise Bewertung für die Rückstellungen Gewährleistungskosten.
Welche Voraussetzungen sind für eine Q-Prognose im PEP notwendig?
- Eine Rolle in der Entwicklung ist für verantwortlich für die Q-Ziele (die Qualität unterstützt => Q-Planung/-Steuerung).
- Q-Zielsystem, gegen das gemessen wird.
- Schichtlinien (Isochronendiagramme) inkl. Root-Cause-Analysen von Referenzprodukten (für die Startwertbildung).
- Problem-Management-Prozess/-System um Probleme, Maßnahmen und deren Wirksamkeit bewerten und steuern zu können.
- Erfassung Fehlerbild und Root-Cause hinsichtlich Geometrie/Komponente, Funktion, Lage und Fehlerbedingung.
Bestandteile einer Q-Prognose
Eine Q-Prognose kann für unterschiedliche Q-Ziele implementiert werden. So prognostizieren viele Firmen harte Q-Ziele (Gewährleistungsfälle/-Kosten, Langzeitqualität, …) als auch weichere Q-Ziele, wie bspw. Kundenerwartungen (unabhängige Testergebnisse, Kundenbefragungen, …). Eine Q-Prognose besteht mindestens aus drei Elementen:
Zielwert: Beschreibt den Wert, den das Produkt in der Serie erreichen soll.
Planwert: Beschreibt den Wert, den das Produkt in der Serie hätte, wenn der aktuelle (heutige) Entwicklungsstand in Serie gehen würde.
Prognose: Ausblick vom aktuellen Entwicklungsstand (auf Basis von Chancen und Risiken) welchen Wert man zum Produktionsstart mit einer hoher Wahrscheinlichkeit erreichen wird.
Diese Werte werden zu definierten Zeitpunkten im PEP (Produktentstehungsprozess) gemessen sowie bei jeder geplanten Produktänderung, um sicherzustellen, dass die Auswirkung der Änderung auf die Produktqualität bewertet ist.
Bei komplexeren Produkten wird die Q-Prognose in Module oder Funktionscluster des Produktes unterteilt, damit Expertenbewertungen für die verschiedenen Module bzw. Funktionscluster erhoben werden können. Die Summierung der Modul- bzw. Funktionsclusterbewertungen stellt die Q-Prognose für das gesamte Produkt dar.
Schematische Beispiel für ein Q-Prognose für Gewährleistungsfälle zu einem definierten Zeitpunkt im PEP (Produktentstehungsprozess):

In der nachfolgenden Darstellung sieht man die Entwicklung der Gewährleistungsfälle bis zum aktuellen Entwicklungszeitpunkt und den Ausblick (Q-Prognose) bis zum Produktionsstart über die Chancen und Risiken.

In der nachfolgenden Darstellung wird beschrieben, wie der Startwert einer Q-Prognose gebildet wird. Dabei wird auf ein Produkt referenziert, das sich bereits länger in der Produktion befindet und technisch gleiche oder ähnliche Konzepte verwendet.

Durch die Q-Prognose hat man jederzeit einen Überblick, ob der Q-Zielwert zum Produktionsstart erreicht wird. Wenn die Q-Prognose eine negative Abweichung zum Q-Zielwert aufweist ist das Delta mit zu definierenden Q-Maßnahmen zu schließen. Für die Q-Maßnahmen sind jeweils Business Cases zu berechnen, um sicherzustellen, dass der Business Case über alle Kostengrößen positiv ist. Ein schematisches Beispiel ist nachfolgend aufgeführt (Abkürzungen: HK pro: Herstellkosten proportional, GWK: Gewährleistungskosten):

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Hier ein Video, das auf die Qualitätsplanung von Produkten eingeht.
Hier noch ein Artikel, der auf den Nutzen einer Qualitätsplanung eingeht.